was ist aktivierende pflege

Ich erkläre Ihnen: Was ist aktivierende Pflege?

Jährlich benötigen Millionen Menschen in Deutschland Pflege, um ihre Selbstständigkeit zu erhalten.

Aktivierende Pflege ist ein moderner Pflegeansatz, der darauf abzielt, die körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten pflegebedürftiger Menschen zu fördern.

Durch individuelle Pflege sollen die Ressourcen der Betroffenen ausgeschöpft werden, um ihre größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen.

In diesem Artikel werde ich Ihnen erklären, wie sich aktivierende Pflege von herkömmlicher Pflege unterscheidet und warum sie so wichtig für die Lebensqualität der Betroffenen ist.

Wichtige Erkenntnisse

  • Aktivierende Pflege fördert die Selbstständigkeit und Würde pflegebedürftiger Menschen.
  • Sie unterscheidet sich von herkömmlicher Pflege durch ihre individuelle Ausrichtung.
  • Aktivierende Pflege kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden.
  • Sie bietet Vorteile sowohl für Pflegebedürftige als auch für Pflegende.
  • Praktische Beispiele und theoretische Grundlagen werden ein umfassendes Verständnis vermitteln.

Was ist aktivierende Pflege? – Definition und Grundprinzipien

Aktivierende Pflege ist ein moderner Pflegeansatz, der die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der pflegebedürftigen Person fördert. Als „aktivierende Pflege“ bezeichnet man einen Pflegegrundsatz, wie er sich im Leitbild vieler Pflegeeinrichtungen findet.

Das Ziel der aktivierenden Pflege ist es, die Unabhängigkeit der pflegebedürftigen Person zu fördern und ihr dabei zu helfen, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. Damit unterscheidet sie sich von einer rein kompensatorischen oder versorgenden Pflege, bei der man dem Pflegebedürftigen alles abnimmt, was er nicht mehr selbst kann.

Die aktivierende Pflege stellt die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der pflegebedürftigen Person in den Mittelpunkt. Sie fördert gezielt vorhandene Ressourcen und Fähigkeiten, anstatt alle Tätigkeiten abzunehmen. Dieser Ansatz funktioniert nach dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ und ist im SGB XI gesetzlich verankert.

  • Die aktivierende Pflege bezieht die pflegebedürftige Person aktiv in den Pflegeprozess ein und wahrt dadurch ihre Würde und Selbstbestimmung.
  • Sie unterscheidet sich von der reinen Versorgungspflege, indem sie die Ressourcen und Fähigkeiten der Pflegebedürftigen fördert.

Die grundlegenden Prinzipien der aktivierenden Pflege sind entscheidend für die Lebensqualität der Pflegebedürftigen. Durch die Förderung der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit kann die aktivierende Pflege die Lebensqualität der Pflegebedürftigen verbessern.

Die Ziele der aktivierenden Pflege

Die Förderung der Selbstständigkeit steht bei der aktivierenden Pflege im Vordergrund. Das bedeutet, dass die Pflege darauf abzielt, die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Pflegebedürftigen zu erhalten und zu stärken.

Ein zentrales Ziel ist es, dass die Pflegebedürftigen möglichst selbstständig alltägliche Aufgaben bewältigen können. Dazu gehören beispielsweise das Waschen, Anziehen und Essen.

Ziele der aktivierenden Pflege:

  • Förderung der Selbstständigkeit
  • Stärkung des Selbstwertgefühls
  • Teilhabe am sozialen Leben
  • Verbesserung der Lebensqualität

Durch die Förderung der Selbstständigkeit kann die aktivierende Pflege nicht nur die Lebensqualität der Pflegebedürftigen verbessern, sondern auch pflegende Angehörige entlasten.

Ziel Beschreibung Beispiel
Förderung der Selbstständigkeit Erhaltung und Stärkung der Fähigkeiten Selbstständiges Waschen und Anziehen
Stärkung des Selbstwertgefühls Förderung der emotionalen Stabilität Anerkennung der Leistungen
Teilhabe am sozialen Leben Integration in soziale Aktivitäten Beteiligung an Gemeinschaftsaktivitäten

Wie ein Experte betont: „Die aktivierende Pflege ist ein wichtiger Schritt, um die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu erhalten.

Aktivierende Pflege in verschiedenen Bereichen

Die aktivierende Pflege umfasst verschiedene Bereiche, die alle darauf abzielen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu verbessern. Durch gezielte Maßnahmen in diesen Bereichen können Pflegebedürftige ihre Fähigkeiten bewahren und ihre Unabhängigkeit stärken.

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Körperpflege und Mobilität

In der Körperpflege wird durch Anleitung und Unterstützung die Selbstständigkeit beim Waschen gefördert. Ein Beispiel hierfür ist das Führen der Hand des Pflegebedürftigen beim Waschen. Zudem trägt Mobilitätstraining dazu bei, die körperliche Selbstständigkeit zu fördern und Stürzen vorzubeugen.

Ernährung und Ausscheidung

Bei Ernährung und Ausscheidung werden praktische Maßnahmen wie das Einüben von Essritualen oder das Toilettentraining mit Hilfe eines Weckers eingesetzt. Diese Maßnahmen unterstützen die Selbstständigkeit und verbessern die Lebensqualität.

Kognitive Aktivierung und Kommunikation

Die kognitive Aktivierung und Kommunikation zielen darauf ab, die geistigen Fähigkeiten durch Gedächtnistraining und gezielte Gesprächsführung zu erhalten. „Durch regelmäßige Aktivierung können wir die kognitiven Fähigkeiten stärken,“ betont ein Experte.

Durch die Kombination dieser Bereiche kann ein ganzheitlicher Ansatz in der aktivierenden Pflege erreicht werden, der die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Pflegebedürftigen umfassend unterstützt.

Aktivierende Pflege bei Demenz

Menschen mit Demenz können erheblich von einer aktivierenden Pflege profitieren. Durch die Einhaltung einer festen Tagesstruktur können Demenzkranke ein besseres Zeitgefühl entwickeln und mehr Kontrolle über ihren Alltag gewinnen.

Eine feste Tagesstruktur mit regelmäßigen Abläufen gibt dem Demenzkranken Sicherheit. Dies kann durch die Durchführung von Pflegemaßnahmen zur gleichen Uhrzeit und im gleichen zeitlichen Abstand erreicht werden.

Beispiel: 10-Minuten-Aktivierung

Ein Beispiel für aktivierende Pflege bei Demenz ist die 10-Minuten-Aktivierung. Diese kurzen, gezielten Übungen können die kognitiven Fähigkeiten fördern und Erinnerungen wecken.

Aktivierungsmethode Ziel Beispiel
10-Minuten-Aktivierung Kognitive Förderung Kurze Übungen zur Erinnerung
Biografieorientierte Ansätze Erinnerungen wecken Gespräche über Lebensereignisse
Sinnesreize und basale Stimulation Wohlbefinden fördern Musik, Düfte, Berührungen

Darüber hinaus können biografieorientierte Ansätze und Sinnesreize eingesetzt werden, um die Identität zu stärken und Wohlbefinden zu fördern. Durch diese Maßnahmen kann herausforderndes Verhalten reduziert und die Lebensqualität verbessert werden.

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Theoretische Grundlagen: Pflegemodelle der aktivierenden Pflege

Um die Prinzipien der aktivierenden Pflege zu verstehen, ist es wichtig, die zugrunde liegenden Pflegemodelle zu kennen. Diese Modelle bilden die Basis für eine effektive und individuelle Pflegepraxis.

Einige der wichtigsten Pflegemodelle, die in der aktivierenden Pflege Anwendung finden, sind das psychobiografische Pflegemodell nach Erwin Böhm, die fördernde Prozesspflege nach Dr. Monika Krohwinkel und das Bobath-Konzept.

Das psychobiografische Pflegemodell nach Böhm

Das psychobiografische Pflegemodell nach Böhm konzentriert sich auf die Biografie der pflegebedürftigen Person. Durch das Verständnis der Lebensgeschichte kann eine individuell angepasste Pflege erfolgen.

Fördernde Prozesspflege nach Krohwinkel

Die fördernde Prozesspflege nach Krohwinkel betrachtet die Aktivitäten und existenziellen Erfahrungen des Lebens (AEDL). Dieser Ansatz ermöglicht eine ganzheitliche Altenpflege.

Das Bobath-Konzept

Das Bobath-Konzept zielt darauf ab, durch wiederkehrende Bewegungsmuster bestimmte Hirnbereiche zu trainieren, um verloren gegangene Funktionen wiederzuerlangen.

Durch die Kombination dieser Modelle kann eine individuell angepasste aktivierende Pflege gestaltet werden, die die Lebensqualität der pflegebedürftigen Person verbessert.

Praktische Umsetzung der aktivierenden Pflege im Alltag

Im Alltag kann die aktivierende Pflege auf verschiedenen Ebenen umgesetzt werden. Dies umfasst die motorische, kognitive, alltagspraktische und sensorische Aktivierung.

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Die motorische Aktivierung kann durch gezielte Bewegungsübungen gefördert werden, die an die individuellen Fähigkeiten der pflegebedürftigen Person angepasst sind. Dies kann durch einfache Übungen wie das Bewegen der Arme oder Beine erfolgen.

Die kognitive Aktivierung kann durch Gedächtnistraining, Rätsel oder Gespräche über aktuelle Ereignisse in den Alltag integriert werden. Dies hilft, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten.

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Bei der alltagspraktischen Aktivierung wird die pflegebedürftige Person Schritt für Schritt in alltägliche Tätigkeiten einbezogen. Dies fördert die Selbstständigkeit und gibt der Person ein Gefühl der Unabhängigkeit.

Aktivierungsform Ziel Beispiele
Motorische Aktivierung Förderung der körperlichen Fähigkeiten Bewegungsübungen, Physiotherapie
Kognitive Aktivierung Erhaltung der geistigen Fähigkeiten Gedächtnistraining, Rätsel
Alltagspraktische Aktivierung Förderung der Selbstständigkeit Einbeziehung in alltägliche Tätigkeiten
Sensorische Aktivierung Stimulation der Sinne Musik, Düfte, Berührungen

Die sensorische Aktivierung durch verschiedene Sinnesreize ist besonders wichtig für schwer beeinträchtigte Personen. Durch die Kombination dieser Aktivierungsformen kann eine umfassende Betreuung gewährleistet werden.

Aktivierende Pflege in der häuslichen Umgebung

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Durch gezielte Förderung und Forderung können pflegende Angehörige die Lebensqualität ihrer pflegebedürftigen Familienmitglieder verbessern. Aktivierende Pflege in der häuslichen Umgebung bedeutet, den Pflegebedürftigen zu fordern und zu fördern, anstatt ihm jeden Handgriff abzunehmen.

Dies entlastet nicht nur die pflegenden Angehörigen, sondern fördert auch das Selbstwertgefühl des Pflegebedürftigen, der sich oft unnütz und als Last empfindet. Um dies zu erreichen, können Sie den Alltag zu Hause so gestalten, dass Ihr pflegebedürftiger Angehöriger möglichst viele Tätigkeiten selbstständig ausführen kann.

Es ist wichtig, professionelle Unterstützung durch Pflegekurse oder Beratungsangebote zu nutzen, um Sicherheit im Umgang mit aktivierender Pflege zu gewinnen. Zudem können Hilfsmittel in der häuslichen Pflege besonders nützlich sein, um die Selbstständigkeit zu fördern und gleichzeitig die Sicherheit zu gewährleisten.

Die Anpassung der Wohnung, um Barrieren zu reduzieren und die Mobilität zu fördern, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Eine Balance zwischen Förderung und Überforderung zu finden und die Maßnahmen an die tägliche Verfassung Ihres Angehörigen anzupassen, ist entscheidend für den Erfolg der aktivierenden Pflege.

Darüber hinaus können soziale Kontakte und Tagesbetreuungsangebote in die häusliche Pflege integriert werden, um auch sich selbst als pflegende Angehörige zu entlasten.

Grenzen und Herausforderungen der aktivierenden Pflege

Es ist wichtig, die Grenzen und Herausforderungen der aktivierenden Pflege zu verstehen, um realistische Erwartungen zu entwickeln. Die aktivierende Pflege kann neben Vorteilen auch Nachteile haben. So dauern Pflegehandlungen oft länger, wenn der Pflegebedürftige selbst „mit anpacken“ soll.

Gerade in Pflegeeinrichtungen mit knappem Personalstand ist es daher schwierig, eine aktivierende Pflege konsequent umzusetzen. An ihre Grenzen kommt die aktivierende Pflege auch, wenn ein Pflegebedürftiger im Sterben liegt (Pallitivpflege), wenn eine Person akut erkrankt ist oder unter starken Schmerzen leidet, oder wenn eine Kommunikation mit dem Pflegebedürftigen nicht mehr möglich ist.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen Förderung und Überforderung zu finden und die Belastbarkeit des Pflegebedürftigen richtig einzuschätzen. Es ist auch wichtig, die aktivierende Pflege regelmäßig zu evaluieren und an veränderte Bedingungen anzupassen.

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Durch das Verständnis dieser Grenzen und Herausforderungen können Pflegende effektive Strategien entwickeln, um die aktivierende Pflege erfolgreich umzusetzen. Dazu gehört auch, mit Widerständen des Pflegebedürftigen oder anderer Angehöriger umzugehen, die den Sinn aktivierender Maßnahmen nicht erkennen.

Fazit

Die Umsetzung der aktivierenden Pflege in den Alltag kann die Lebensqualität von Pflegebedürftigen erheblich verbessern. Durch diese Form der Pflege werden die Ressourcen der körperlichen, geistigen und sozialen Fähigkeiten der Betroffenen ausgeschöpft, um ihre größtmögliche Selbstständigkeit zu erreichen.

Aktivierende Pflege ist ein zentraler Bestandteil moderner Pflegekonzepte und bietet zahlreiche Vorteile für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und das gesamte Umfeld. Sie kann in verschiedenen Bereichen wie Körperpflege, Ernährung und kognitiven Übungen angewendet werden und ist auch für Menschen mit Demenz geeignet.

Theoretische Modelle wie das psychobiografische Pflegemodell nach Böhm und das Bobath-Konzept liefern wichtige Grundlagen für die praktische Umsetzung. Es ist wichtig, Schritt für Schritt vorzugehen und die richtigen Hilfsmittel einzusetzen, besonders in der häuslichen Pflege.

Ich ermutige Sie, das Konzept der aktivierenden Pflege in Ihrem Alltag anzuwenden und dabei die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen im Blick zu behalten. Durch aktivierende Pflege können nicht nur verloren gegangene Fähigkeiten wiedererlangt, sondern auch das Selbstwertgefühl gestärkt und die Lebensqualität im Alter verbessert werden.

FAQ

Was bedeutet aktivierende Pflege für Menschen mit Demenz?

Aktivierende Pflege bei Demenz zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und Fähigkeiten der Betroffenen zu erhalten und zu fördern. Durch gezielte Maßnahmen wie kognitive Aktivierung und Bewegungstherapie kann die Lebensqualität verbessert werden.

Wie kann ich als pflegende Angehörige die Selbstständigkeit meiner Liebsten fördern?

Als pflegende Angehörige können Sie die Selbstständigkeit Ihrer Liebsten fördern, indem Sie ihnen ermöglichen, alltägliche Aufgaben selbstständig zu erledigen. Dazu gehören auch die Unterstützung bei der Körperpflege und Mobilität.

Welche Rolle spielt die Aktivierung in der Pflege von älteren Menschen?

Die Aktivierung spielt eine wichtige Rolle in der Pflege von älteren Menschen, da sie dazu beiträgt, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu erhalten. Durch regelmäßige Übungen und Aktivitäten kann die Mobilität und Selbstständigkeit gefördert werden.

Wie kann aktivierende Pflege in der häuslichen Umgebung umgesetzt werden?

Aktivierende Pflege in der häuslichen Umgebung kann durch einfache Maßnahmen wie die Förderung der Mobilität und die Unterstützung bei der Körperpflege umgesetzt werden. Es ist wichtig, die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen des Pflegebedürftigen zu berücksichtigen.

Was sind die Vorteile der aktivierenden Pflege für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige?

Die aktivierende Pflege bietet sowohl für Pflegebedürftige als auch für pflegende Angehörige Vorteile. Für Pflegebedürftige kann sie die Selbstständigkeit und Lebensqualität verbessern, während pflegende Angehörige entlastet werden und eine bessere Pflege leisten können.

Autor

  • Christian Rischmann

    Ich bin eine erfahrene Pflegefachkraft mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung, ich kenne die Vor und Nachteile in der Pflege wie meine "Westentasche". Ich gebe hier mein Wissen weiter und zeige euch was es für Möglichkeiten gibt sich in der Pflege Auszubilden oder Fortzubilden. Schaut euch gern näher auf dem Bildungsnetzwerk-Pflege um.

    Pflegefachkraft

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